Montag, 20. Dezember 2010

Einschub: Die Goldene Regel (... mal wieder)

Alle Jahre wieder.

Ich habe nicht damit gerechnet, mal etwas zur goldenen Regel zu schreiben. Und ich schreibe zu solchen Themen nur etwas, wenn sich eine Diskussion nicht lohnt und man sie mit einem Beitrag aus der Welt schaffen kann. Kritiker werden ja nicht müde die goldene Regel als Prügelknaben hervorzuzerren, auf das wir diese Verfehlung der Rollenspielkultur niemals vergessen. Ebenso wie die Befürworter, die nicht müde werden, zu versuchen etwas positives daraus zu ziehen.

Angeregt durch PiHalbes Goldener-Regel-Leichenschändung zur friedlichen Adventszeit, wo sich in den Kommentare alle weiteren Verzweigungen zur Diskussion, älteren und jüngeren Datums, finden, möchte ich ein kleines Mißverständnis hervorheben, welches beiden Parteien im Grunde Recht gibt.


Das Problem bei dieser Diskussion ist, daß die goldene Regel früher, vor gar nicht so langer Zeit noch als spontanes Herumfuhrwerken während des Spielbetriebes verstanden wurde. Und als solches hat sie keine Vorteile, ausser als Anzeichen von schlechten Abenteuern und Rollenspielen, nämlich dann, wenn die Gruppe das Gefühl hat, daß sie notwendig wird.

Wovon aber parallel zur Verteidigung der goldenen Regel nun die Rede ist, ist ein behutsames, bewusstes Verändern der Regeln. Also das Ersetzen von geltenden Regeln durch andere geltende Regeln. Das widerspricht aber völlig dem damaligen(?) Spielverständnis der Storytellerwelle, die Spielregeln grundsätzlich als notwendiges Übel ansahen, die einer dramatischen Entfaltung der Geschichte(tm) erstmal im Weg stehen und jederzeit gebrochen (nicht verändert) werden können.
Dementsprechend kann der "Bastelaufruf" nicht als Verteidigung der goldenen Regel dienen. Denn das Verstehen und Anpassen und Verändern von Regeln in andere Regeln meine Herrschaften, nennt man Hausregeln und ist ein ganz normaler, legitimer Prozess um ein Rollenspiel an den individuellen Fokus einer Runde anzupassen und hat so erstmal gar nichts mit der goldenen Regel zu tun.
Selbst ein solcher Hinweis in Rollenspielbüchern ist im Grunde gänzlich überflüssig, hat aber sicher seine Existenzberechtigung in Kapiteln, die sich an Anfänger richten.


Ich wünsche allen frohe, stressfreie Weihnachten!