Ganz unvermittelt blieben meine Augen im örtlichen Elektronikmarkt am auffälligen Cover von Outlander hängen. Die beiden reagieren sofort auf Science-Fiction. Doch da ich nicht zu Spontankäufen neige und grundsätzlich geizig bin, ging es erst einmal ab nach Hause, um sich über den Film zu informieren. Ein Predator meets Braveheart meets 13
th Warrior meets The Relic meets Pitch Black meets ... soll es sein, wir haben schon verstanden. Mit knapp 50 Mio. Dollar setzte Howard McCain seine Idee des Beowulfmythos als trashiges Sci-Fi B-Movie als Wikinger vs. Alien Thematik bereits 2007 um, das sich an allen großen Vorbildern bedient und etwas Computerspieloptik oben drauf setzt. Im Kino ging der Film wegen Mißwirtschaft völlig unter und hier schaffte er es nicht einmal auf die Leinwand. Grund genug für mich als Genrefan (ich mag Wikinger UND ich mag Aliens!) einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Der verdammt menschlich aussehende Ausserirdische Kainan (James Caviezel) stürzt mit seinem Raumschiff in Norwegen im 8. Jahrhundert ab. Mit an Bord hat er einen ungewollten Passagier und zusammen mischen die beiden die Nachbarschaft zweier verfeindeter Wikingerstämme auf. Um zu überleben und die Dorfbewohner vor dem überlegenen Feind zu schützen, lebt der Astronaut sich bei den rauhen Gesellen ein. Doch er trägt eine schwere Last mit sich herum...
Die großen Filmnamen, in deren Fahrwasser Outlander schwimmt, dienen allenfalls zur Nennung der Kopiervorlagen. Es ist erstaunlich, wie viele Elemente man im Film wiedererkennt, von Alien bis Fluch der Karibik ist alles dabei, doch in keinem Moment kommt er qualitativ an die Vorbilder heran. Predator beeindruckte seinerzeit dadurch, daß wir den Film zum Teil durch die Augen des Ausserirdischen erlebten. Mit solchen Tricks spielt Outlander gar nicht erst herum. Die Perspektive bleibt konstant auf unserem Gestrandeten, während das Monster "irgendwo da draussen" herumschleicht. Um die Bedrohung wird ein augenfällig komplexer Nebenplot um die Thronfolge zweier Wikingerstämme aufgebaut, der für die eigentliche Handlung aber genaugenommen keine Rolle spielt. Genau andersherum ist das Monster der Auslöser dafür, daß dieser Konflikt eskaliert. Das liest sich dramatischer, als es tatsächlich umgesetzt ist, beschert dem Zuschauer aber immerhin weitere, gute Kampfszenen.
Eine Geschichte, die so dünn aufgesetzt ist, muss zwangsläufig mit Charakterisierungen oder dichter Atmosphäre aufwarten. Beides hat Outlander leider nicht, wobei die Hauptfiguren gut besetzt sind und John Hurt, Ron Perlman und die überzeugende, motivierte Sophia Myles die Produktion sogar ein wenig veredeln können, wobei gerade Ron Perlman sträflich verheizt wird. James Caviezel macht hier noch die schwächste Figur, da der Mann einfach kein Charisma besitzt, um so eine epische Heldenrolle zu verkörpern. Problemlos wird er hier von Jack Huston, der Karl Urbans Bruder sein könnte, mit der wesentlich interessanteren Nebenfigur des zukünftigen Königs Wulfric an die Wand gespielt. Insgesamt wird der potentielle König im Drehbuch als Trumpf nicht richtig ausgespielt, obwohl er als einziger eine Entwicklung durchmacht. Das führt zusammen mit dem gebrochenen Helden aus dem All sonderbarerweise, trotz des vorhersehbaren Plots, zu einer gewissen Unsicherheit beim Zuschauer, so daß stellenweise wirklich nicht klar ist, ob hier beide Recken nun den Abspann erblicken dürfen oder das Zeitliche segnen. Die Unsicherheit bleibt bis zum Schluss des Films bestehen. Der Spannung tut dies angenehm gut. Das wir hier überhaupt von Schauspielerei reden zeigt, daß die Darsteller durchaus überzeugen können.
All das kann jedoch nicht überspielen, daß die Dialoge bis auf wenige Ausnahmen belanglos und langweilig geschrieben sind. Ein wenig mehr Esprit hätte es an diesen Stellen gebraucht, um dem Film die nötige Energie zu verleihen. So wirkt er häufig unangebracht ernst und langsam, was dann umso unpassender auffällt, wenn sich die Macher doch mal zu ironisch bis albernen Anwandlungen hinreissen lassen.
Kommen wir zum Hauptdarsteller. Das Alien selber ist eine 1:1 Kopie vom "Das Relikt"-Monster und dessen Äusseres wird leider zu früh im Film gezeigt und die Bedrohungsstimmung damit eliminiert. Dies ist auf das Unvermögen des Regisseurs McCain zurückzuführen ist, der seine Designentdeckung wohl so früh wie möglich präsentieren wollte. Leider gibt es wenig über das Verhalten des Monsters zu erfahren, so daß sich hier schnell Ernüchterung beim mehrmaligen, unkreativen Auftreten des Tieres einstellt. Das es Lumineszenz zur Verwirrung und zur Lockung einsetzt, ist eine nette Idee, aber das sehen wir schliesslich mit eigenen Augen in dem Moment, in dem es das erste Mal auftritt. Interessanterweise gelingt es dem Drehbuch dann in der Mitte des Films aber tatsächlich eine Spur von Mitleid ausgrechnet mit dem Ungeheuer zu erzeugen und zeigt, daß es da doch noch ein wenig mehr gibt. Durch solche positiven "Ausrutscher" stemmt man sich immer wieder hoch im Sessel, um den Schluss dann doch noch miterleben zu können.
Die Effekte sind in den ersten zwei Dritteln sehr überzeugend. Farbenfroh und comichaft wird hier schnell klar, daß man sich weder in einem Predator, noch in einem 13th Warrior befindet, sondern in einem kunterbunten, pulpigen und kein bisschen gruseligen Actionfilm. Die Actionszenen sind schnell geschnitten, verzichten aber Gott sei Dank auf shaky hand cameras, so daß man dem Ablauf gut folgen kann. Trotz der Ab16 Freigabe fliegen hier mitunter auffällig viele Liter Kunstblut und Gliedmaße durch die Gegend. Die Gewalt ist aber völlig überzeichnet und nie abstoßend.
Mit zum Teil beeindruckenden, aber leider kurzen Animationen der parallelen Science-Fiction Welt, die uns in Rückblenden präsentiert wird, kann der Film sogar bekannte Akzente aus Computerspielwelten wie Starcraft oder Mass Effect auf die Leinwand bringen, die wir so tatsächlich noch nicht kennen. Wenn Kainan mit seinem Crewcut im Space Marine Anzug über die Anhöhen eines verbrannten Planeten stiefelt, dann ist das wohlig vertraut und lässt Geekherzen höher schlagen. Warum gibt es nicht mehr davon? Ich will diesen Film sehen, diesen da, auf der ausserirdischen Welt. Warum gibt es so etwas nicht?
Aber zurück zum Alltag der Wikinger.
Beinahe sämtliche Panoramen wurden mit Background CGI-Tapeten von künstlichen Bergen und Wolken hinterlegt und das samtene Licht erzeugt häufig beengte Studioatmosphäre, wo man doch auf so gute, echte Landschaftsaufnahmen zurückgreifen konnte und dies leider nur an wenigen Stellen nutzt. Gleichzeitig schadet es dem Film bei dem Versuch, die unterschiedlichen Welten des Sci-Fi und der Wikinger aufeinandertreffen zu lassen. Zu künstlich und unglaubwürdig wirkt die Welt der Wikinger. Das Haupthaus der Nordmänner ist direkt um eine riesige, animerte Eiche herum erbaut. Die CGI Effekte wurden vom Studio der Herr-der-Ringe Filme produziert - und so sieht das dann auch aus. Wenn diese Welt selber animiert ist, wie soll da ein Kontrast zur völlig animierten Science-Fiction Welt des ausserirdischen Besuchers entstehen? Und wenn dann ein Wikinger ruft "zum Teufel mit euch", unterstützt das auch nicht unbedingt die Atmosphäre.
Spätestens im Finale, wenn das Animationsteam voll aufdreht und uns riesige, computeranimierte, unmögliche Szenarien präsentiert, wird zu spät klar, daß wir uns in einer Fantasywelt bewegen und nicht in einer schlecht präsentierten, authentischen Welt. Leider schien der Produktion zu diesem Zeitpunkt auch das Geld auszugehen, denn die Animationsqualität lässt gen Ende deutlich nach, worunter besonders die Darstellung des Alienwidersachers leidet. Hier wäre weniger mehr gewesen, zudem das durchaus gute, auf Klaustrophobie angesetzte Finale gerade an dieser Stelle vom Minimalismus profitiert hätte.
Die Filmmusik setzt nur in seltenen Augenblicken Akzente und präsentiert sein nicht zu verachtendes Thema nur sehr selten, aber bescherte mir mit seinem auffälligen Becken seltsamerweise Déja-Vus an das PC Spiel Unreal. In Actionszenen verkommt die Musik leider zu einem unhörbarem Getöse. An der Soundqualität gibt es allerdings nichts auszusetzen.
Die Bonus CD der Special Edition wartet mit einem 17 Minütigen Making-Of auf, das größtenteils aus Interviews besteht. In diesen hat vor allem Ron Perlman wie immer alle Lacher auf seiner Seite. Dazu gesellen sich Animatics, Bildergalerien, sowie Trailer und sage und schreibe 41 Minuten herausgeschnittene Szenen. Einundvierzig! Daraus hätte man einen weiteren Film machen können und tatsächlich versteckt sich hier ein Großteil des in aller Epik ausgebreiteten Konfliktes zwischen den beiden auftretenden Wikingerstämmen. Dieser Konflikt wird über Dialoge im Film allerdings mehr als ausreichend behandelt, so daß diese Szenen nur Ballast geworden wären. Leider fielen damit auch ein Großteil von Ron Perlmans Szenen heraus, sowie Szenen mit den echten, physischen, nicht animierten Wikingerschiffen, die im tatsächlichen Film nur am Rande zu bestaunen sind.
Fazit:
All das klingt vielleicht härter als es gemeint ist. Der krude Genremix funktioniert von der ersten Minute an. Outlander hat eigentlich alles, was ein guter Sci-Fi Actionfilm benötigt, ist solide erzählt und ist unterhaltsamer und spassiger, als das, was mancherorts als Sci-Fi Hollywoodblockbuster im dreistelligen Millionenbetrag verkauft wird. Der Film ist sympathisch, die Hauptdarsteller können auf dem Niveau eines Popcornfilmes voll überzeugen und er sieht über weite Teile wesentlich teurer aus, als er war. Er leidet allerdings unter seiner altbackenen Erzählstruktur mit seinem zum Teil behäbigem und holprigem Erzähltempo und insbesondere der Spezialeffekte, die zum Ende des Films deutlich nachlassen, in dem McCain unnötigerweise die CGI Schleuse aufdreht. Dadurch verspielt er seinen Platz als durchweg empfehlenswerter, harmloser Abenteuerfilm mit Abzügen in der B-Note. Aber deswegen heisst es wohl auch B-Movie.
Bedenkenlos empfehlen kann man es demnach jedem Sci-Fi/Fantasy Fan, der nicht ganz ernst gemeintes, ambitioniertes, ehrliches Popcornkino ganz alter Schule zu schätzen weiß und der sich bewusst ist, in welchen Wassern er hier fischt. Ein Film, in dem spürbar mehr Herzblut steckt, als in seinen großen, aktuellen Brüdern wie Transformers, hinter denen sich Outlander vom reinen Unterhaltungswert her nicht verstecken muss. Das liegt allerdings auch an der aktuellen, niedrigen Messlatte. Er richtet sich an Filmfreunde, die sich vor allem an den ikonenhaften Bildern und dem warmen "zu Hause sein" Gefühl beim Rezitieren ihrer liebgewonnen Stereotypen erfreuen können. Für einen unterhaltsamen Abend genügt es allemal. Sicher, das hat man alles schonmal besser und professioneller gesehen. Aber alles in einem Film?
weis nicht was ihr wollt, habe den film schon einige mal gesehn und finde ihn klasse
AntwortenLöschenich finde ihn doch auch klasse ;)
AntwortenLöschenAber es bleibt trotzdem ein latent holpriger B-Movie ohne allzuviele eigene Ideen mit einem begrenzten Effektebudget.
Man kann auch sagen: Er hat das beste aus seinen Möglichkeiten gemacht, imho.