Fünfzehn und mehr Jahre Rundflug über's Rollenspielland ohne irgendwo zu landen. Noch längst nicht alles gesehen aber auch nichts aus den Augen verloren. Immer herabgestoßen wenn es etwas Interessantes zu packen gab. Wahrscheinlich ermöglicht mir diese Unstetigkeit begeisterter zu spielen als viele Neulinge, jeden Ork eines Spielleiters zu fällen als wäre es mein erster.
Als ich zum Rollenspiel kam, wusste ich selber nicht, was ich erwarten konnte und mein Elan wird wohl nicht nachlassen bis ich dieses - was auch immer - bekommen habe.
Von all den Runden, die ich gespielt habe, konnte ich immer etwas mitnehmen und in meinen Spielstil integrieren:
- Das Erleben der dichten Atmosphäre einer vertrauten, imaginären Spielwelt
- Der Spaß an mechanischen Systemspielereien
- Das Erkennen der vielfältigen Möglichkeiten der Methode Rollenspiel
- Die Erleichterung durch das Abwerfen des Ballasts und Rückbesinnung auf das Entscheidende
- Die Freiheit ohne falsche Ansprüche ergebnisoffene Abenteuer zu erspielen
Diese, bei internetaktiven Rollenspielern doch sehr verbreitete Vita aus Auf und Ab geht oft damit einher alles hinter sich fallen zu lassen (und zu vergessen!). Man schwenkt von einem Extrem ins Andere, heute Erzählspiel, morgen ergebnisoffenes Spiel, das Erleben geht und die Freiheit kommt; oder man bleibt gleich bei einem Extrem und beißt sich in sein Lieblingsrollenspiel fest, in diesem Fall durchlebt man obige Transformation vermutlich gar nicht. Schlussendlich bilden sich Lager, entweder ist man Hui oder Pfui, also bei den guten oder schlechten Rollenspielern (sofern man überhaupt als Rollenspieler akzeptiert wird).
Meine Welt war das nicht. Ich kann mich nicht entsinnen einer Strömung angehört zu haben und blieb lieber auf den Winden, war immer viel zu kritisch um in einer Spielweise oder einem System nur das Gute zu sehen. Demnach habe ich nur wenig Anschluss an Rollenspielprojekte gesucht. Mal abgesehen von dem lieben Geld weine ich auch keinem Rollenspiel nach, dem ich den Laufpass gegeben habe und jederzeit gebe, sobald die Nachteile überwiegen. Spielzeit ist kurz. So verminderten sich meine zahlreichen Spielabende, die ich gut und gerne unter Zeitverschwendung abstempeln kann, heutzutage auf ein Minimum und es fällt mir immer leichter Last abzuwerfen, die einem beim Freiflug behindern.
Effektiver schien es mir, aus Allem nur das Gute mitzunehmen und den Rest fallen zu lassen anstatt allen Ballast mit sich herum zu schleppen oder einen Spielstil komplett aus dem Nest zu stoßen. Ich profitiere von meinen ersten Spielerfahrungen genauso wie von meinen gestrigen. In all den Jahren entstand ein Sammelsurium von Konzepten aus denen ich mir meinen Spielstil zusammenbastele, den ich schwammig einfach als freies Rollenspiel bezeichne (siehe entsprechenden, kommenden Beitrag). Wobei der Begriff in unseren Runden vermutlich unter vielen anderen Definitionen kursiert. Und selbstverständlich ist eine Zusammenstellung niemals perfekt.
Die Nachteile sind offensichtlich, kein zur Ruhe kommen, niemals zufrieden sein, keine Mitspieler mit demselben Geschmack, die Vorteile dagegen unerschütterlicher Ehrgeiz, unstillbare Neugier und wachsende Kenntnis über Rollenspielkonzepte, das Vermeiden von Fehlern und kein verblassender Reiz des Neuen.
und die Hoffnung, dies lässt sich alles in einer Rollenspielrunde verwirklichen um endlich zur Landung anzusetzen.