Freitag, 27. August 2010

The Expendables - Eine Meinung

Spoilerfrei.

"The boys are back in town..." schallt es aus den Boxen als wir aus dem proppe vollen Kino kommen, noch ein selig, debiles Lächeln im Gesicht und einer sehr guten Laune.
Hell Yeah, und wie sie zurück sind!
Man möchte am liebsten etwas Einreißen oder wenigstens mit dem Kopf durch eine Betonwand, die aufgestaute Power loswerden. Ja, die 80iger sind wieder da und reaktivieren unsere lange verloren geglaubten, von CGI und political correctness zugeklebten, männlichen Urinstinkte. Was sich schon seit Jahren mit StirbLangsam4, Rambo4 oder selbst Shoot'em Up oder The Marine mal mehr oder weniger erfolgreich ankündigte, hat endlich den Weg zurück auf die Leinwand gefunden.

Expendables ist in keinem Fall ein Film für jedermann und unmöglich einheitlich zu bewerten. Es ist kein Film für Fehlersucher oder Menschen mit Niveau und schon gar nicht für die Kritiker. Er ist für alle, die mit den Actionstreifen von früher aufgewachsen sind eine Reise zurück. Also für uns, die gehirngewaschene, verlorene MTV Generation. Dazu zählen natürlich insbesondere die Fans der großen Actionhelden, denen das Kino vorgaukelt, sie wären ewig lange Freunde und einen sehr weiten Weg bis hier gemeinsam gegangen.
Und Stallone weiss darum natürlich und weiss, was er liefern muss. Es ist also auch ein Film für die Macher selber, die zeigen wollen, sie können es noch und es funktioniert noch.

In einem Satz bewertet würde man sagen: Es ist ein Film, der Erwartungen erfüllt.
The Expendables ist auf keinen Fall ein Film ohne Fehler, es ist lediglich einer, dem man sie leicht verzeiht.

Den Plot durchzusprechen ist der Rede nicht wert, denn er lässt sich mit "Befreiungsaktion" gut zusammen fassen. Er spielt auf einem südamerikanischen, erfundenen Inselstaat und das ist gut so. Stallone ist ein zu guter Filmemacher, um sich für sein Feuerwerk in die moralischen Debatten der jüngeren, östlichen Krisenherde verwickeln zu lassen. Unangenehmer fällt da schon auf, daß Expendables etwas holprig im Handlungsverlauf daher kommt. Es wechseln sich die sehr schnellen Actionszenen mit einigen ruhigen Momenten, nur treten beide leider in Ballungen auf. Gerade im Mittelteil gibt es viele Szenen, die einem die Geschichte erklären wollen. Nur lediglich gibt es wenig zu erklären, zudem die Dialoge in diesen Offenbarungsszenen erwartungsgemäß dünn sind. Diese Szenen werden dann von der puren Präsenz der Hauptcharaktere allein gestemmt. Gerade Eric Roberts fällt da positiv auf, der in reinstem "overacting" einen wunderbar schmierigen Konzernganoven gibt. Und wäre es nicht Stallone oder Mickey Rourke, die mit kleinen Bewegungen auch ohne Worte eine Szene für sich in Beschlag nehmen können, der Film würde hoffnungslos abfallen. Erwartungsgemäß haben die Sportler Couture oder Austin oder der eingesichtige Jet Li wenig Screentime und Dialog und auch das ist gut so. Für ihren Part genügt es muskulös und/oder böse auszusehen. Dennoch bekommen auch sie ihre großen Szenen. Stallone weiss genau welche Leute er wo einsetzen muss. Ich bin kein Jason Statham Fan, er spielt, wie immer, den Transporter. Für mich war die Überraschung des Films Dolph Lundgren, auch wenn sich seine Aufgabe darauf beschränkt durchgeknallt zu wirken, tut er dies doch ausserordentlich effektiv. Allein aus dem Grund zog er in vielen Kritiken schon die Sympathiepunkte auf sich. Und als hätte Stallone genau dies einkalkuliert, baut er auch eine Überraschung in den Film ein.

Gerade die wenig handlungsrelevanten, die ruhigen Szenen sind es jedoch, die auffallen, in denen Stallone es schafft mit ganz wenigen Worten und Einstellungen die lange Freundschaft, teils süße Melancholie zwischen den Expendables spürbar zu machen. Dies als Ausgangssituation ist schon eine hervorragende Idee in sich, weil sie direkt den Zuschauer anspricht, der ja ebenso eine Art Bindung bei diesem Wiedersehen mit seinen Held spürt. Frauen haben in dieser Filmwelt jedoch keinen Platz, in der es auch noch keine obligatorischen und völlig überflüssigen Sexszenen brauchte, um zu zeigen, was ein "richtiger" Mann ist. Männerfreundschaft hingegen stand in Stallones Filmen stattdessen schon immer viel weiter im Fokus. Und dafür bin ich dankbar.
Jedoch ist es nicht die große Heldenversammlung, als die sich der Film verkauft. Es ist im Grunde ein Buddymovie zwischen Stallone und Statham, wobei ersterer in jeder Minute dominiert. Für mich ein reiner Stallonefilm. Die anderen "Helden" bekommen im besten Fall eine Nebenrolle. Lediglich Rourkes und Lundgrens Rollen haben von ihnen auch wirklich einen ZWECK im Film, der jedoch ausschliesslich zur Unterstützung von Stallones Charakter dient. Lediglich Stathams Charakter wird durch eine Nebenhandlung um seine Freundin unterstützt, deren Plot den Film im Grunde jedoch nur stört

Schnitt, Bild und Ton sind mit kleinen Abstrichen hervorragend. Der Film spielt mit einigen interassenten Kameraperspektiven und -Fahrten. In den Tagesszenen sind die Farben comichaft kräftig, in der Nacht übertüncht sich dagegen schwarz auf schwarz, was mich im Trailer skeptisch machte, aber sehr gut funktionierte und sich als optischer Charakter durch den Film zieht.
Mit besonderer Sorgfalt wurden die Schussgeräusche der Waffen eingefangen, die auch optisch entsprechend abgefilmt wurden. Was sich trivial anhört, macht als Waffenfetisch jedoch einen guten Teil der Atmosphäre aus, wenn jede Schlittenbewegung und Trommeldrehung zu hören ist.
Der unmelodiöse Krach moderner Actionstreifen ist auch endlich passé. Der Soundtrack ist bombastisch, eingängig und treibend, peitscht den Zuschauer unwillkürlich zum Höhepunkt der Spannung und steht angenehm weit im Vordergrund. Unnötig zu erwähnen, daß hier keine elektronischen Beats, sondern Thin Lizzy oder CCR den Takt angeben. Keine Überaschungen aber eben genau das, was man erwartet.
Die Ausstattung ist bewusst konservativ, teils nostalgisch gewählt, vom Auto bis zum Flugzeug und spiegelt natürlich ebenso die Vergangenheit der Charaktere wider. Der Film könnte dennoch irgendwo zwischen 1980 und 2010 spielen. Probleme werden nicht mit elektronischem Spionageschnickschnack gelöst, sondern durch Fäuste und Taten.
Die Explosionen - ich kann so einen Film nicht bewerten, ohne Explosionen anzusprechen – haben mich erstaunlicherweise etwas enttäuscht. Zum Einen fehlt ihnen der "impact", zum Anderen befinden sich einige künstliche CGI Effekte darunter. Schock! Ja richtig. Nicht nur das, selbst Blut und Wunden treten hier lediglich als CGI Effekt auf. Leider trifft das auch auf viele der Zerstörungsorgien an Gebäuden zu. Und das sieht man immer. Es ist nicht wirklich schön, wenn ein Held vor einem Bluescreen davon hechtet, auf dem man sieht, wie eine computeranimierte Steinwand zusammenstürzt. Warum die Effekt so billig oder überhaupt animiert sind, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Gerade bei so wichtigen Effekten in einem Actionfilm hätte man das konventioneller, oder wenigstens besser animiert, machen müssen.

Genug der unwichtigen Details, kommen wir zu den interessanten, letzten Dingen. Der Action selber. Das Expendables ein Kind der Neuzeit ist, sieht man an den extrem schnell geschnittenen Kampfszenen. Im Gegensatz zu anderen Filmen ist der Schnitt jedoch so gut gemacht, daß man halbwegs nachvollziehen kann, was passiert, trotz der häufig extrem dunklen Atmosphäre. Dennoch spülen die Eindrücke so schnell über einen hinweg, daß man nicht immer alles verarbeiten kann, was man sieht. Besonders dann, wenn an mehreren Orten verschiedene Personen kämpfen. Gerade im großen, langen Finale kann es dann auch schonmal zu Ermüdungserscheinungen kommen, wenn sich die konventionellen Kampfmanöver wiederholen ohne neue Ideen zu bieten.
Dennoch wirken die Kämpfe ausserordentlich kraftvoll, hier gibt es richtig etwas auf die Fresse, was auch der Grund ist, warum sie dennoch glaubwürdig wirken (nicht zu verwechseln mit realistisch). So entsteht auch durch verhältnismäßig harmlose Stunts eine Spannung, die im modernen Ansatz von Filmen, in denen einfach versucht wird sich gegenseitig mit Effekten zu übertrumpfen, einfach nicht mehr entstehen kann.
Und oft gilt: Wo Gewalt nicht hilft, hilft mehr Gewalt. Nach Technik und Virtuosität fragt man hier nur am Rande, es geht immer mit dem Kopf durch die Wand. Auch diese Art von Körperkult ist dem Actionkino schon seit längerem verloren gegangen. Umso fehlplatzierter wirkt dann manchmal Jet Li mit seinen schnellen, frickeligen Bewegungen, während sich die Titanen um ihn herum die Schädel einschlagen. Aber auch dieser Kontrast wird im Film in einer Schlüsselszene auf die Schippe genommen.
Alleine die alten Haudegen kämpfen zu sehen ist im Grunde der Zweck des Films. Die Gewalt ist so übertrieben dargestellt, daß man lachen muss, zu keiner Zeit stellt sich Ekel, Schuldgefühl, Mitleid oder dergleichen ein.

Der Film ist eine Symphonie in Schwarz und Feuergelb, von einem Altmeister, der sein Handwerk versteht und sich punktgenau sämtlicher Klischees bedient und weiss welche Knöpfe man beim Zielpublikum drücken muss, was tatsächlich nicht einfach ist. Ich bin wirklich der Ansicht, daß es ebenso schwer ist ein gutes Actionabenteuer zu machen, wie jeden anderen Film, und immer wieder sieht man Regisseure, die darüber lächeln und an diesen Ansprüchen scheitern. Trotz dieser eiskalten Kalkulation merkt man den Spass der Beteiligten und das Herzblut, das hineingesteckt wurde, in jedem Bild. Sinnbildlich hierfür ist die Szene zwischen Stallone, Bruce Willis und Schwarzenegger, in der alle drei sichtlich bemüht sind ernst zu bleiben und ihnen klar ist, was für einen Kokolores sie dort abziehen.
Und es macht riesig viel Spass.
Und das ist es im Grunde auch, was über all die Schwächen und B-Movie Elemente hinwegsehen lässt, die zudem seit jeher vom Genre mitgeschleift werden; und wer weiss, vielleicht baute Stallone selbst diese Schwächen mit Blick auf die alten Zeiten ein .... nein, soweit wollen wir nicht gehen. Der Film ist einfach pure Unterhaltung und Fanservice, der sich nicht ernst nimmt, was meine größte Befürchtung war und der sich nicht um inhaltliche Schwächen schert und sich bemüht viele erinnerungswürdige Szenen zu liefern, die die Vorbilder von Expendables auch unvergessen machten (was ihm jedoch nicht oft gelingt). Meines Erachtens ist der schnelle Schnitt daran Schuld, der so damals nicht bekannt war.

Ich weiss nicht, ob das jüngere Publikum diese Eindrücke dieser Art von antiquiertem Actionabenteuer überhaupt nachvollziehen kann, da er aus heutiger Perspektive wie Keule und Feuerstein wirken muss, aber so sah das aus, als es einfache Antworten auf einfache Ansprüche gab, in der Prince Charming keinen Platz hat, und mit etwas Glück bekommen wir noch mehr von diesem neuen, alten ikonenhaften Kino zu sehen.

Donnerstag, 26. August 2010

D&D 4 Spielen - ja wie denn nun?

Kennt ihr diese Situationen, in der eine normale Unterhaltung unter kollektiver Einsicht abrupt in eine Sekunden währende, ratlose Stille übergeht? Solch eine hatten wir kürzlich bei einer Besprechung zu einer potentiellen, neuen D&D4 Runde. Es resultierte aus der Erkenntnis, daß Wizards of the Coast mit ihrem aktuellen Anlauf über die Essentials neue Spieler zu gewinnen eine Sorte von Kunden übersehen haben musste: Den rollenspielenden Neueinsteiger.

Ich meine damit nicht gute oder bessere Rollenspieler, sondern Personen, die längere Zeit schon Rollenspiel spielen nun nun D&D4 spielen möchten. Konkret ein Rollenspieler, der in eine bestehende Runde einsteigen will und kein Material besitzt.

Die Core Books konnten wir ihm nicht guten Gewissens empfehlen,

  1. weil sie auf dem heutigen Regelstand de Fakto wertlos sind und

  2. weil sie aus eben diesem Grund nicht mehr neu aufgelegt werden (er also mit zukünftigen Spielern Probleme bekommen könnte).

Die Essentials konnten wir ihm als Alternative aber auch nicht empfehlen, denn diese richten sich an komplette Neulinge, die noch nie ein Rollenspiel in der Hand gehabt haben. Die grundlegendsten Regeln werden dort auf mehreren Seiten anhand von konkreten Spielerfahrungen platt getreten, die den Neuling an die Hand nehmen (in der Art, daß z.b. beschrieben werden muss, was überhaupt Geschicklichkeit bedeutet), was als Nachschlagewerk so ungeeignet ist, wie es nur irgendwie geht. Hinzu kommt, daß die Regeln ja vereinfacht sein sollen, wir uns also nicht sicher waren, ob sie mit den "geupdateten" Grundbüchern überhaupt mithalten können. Die Essentials bieten ausserdem nicht die große Auswahl für den Spieler, wie es die Grundbücher bieten und er zudem an keine der einfachten Grundklassen Interesse hatte. Nicht zuletzt fehlt uns die Zeit, (Monate, Jahre?) zu warten, bis die Essentials auf dem Informationsstand sind, daß ein Einsteiger auf dem Niveau einer bestehenden Runde spielen kann.

Das bald kommende Rules Compendium hingegen enthält meines Informationsstandes nach nur die Spielregeln, ist als "Player's Guide" also auch nicht geeignet und richtet sich eher an Altspieler, die auf den neuesten Stand kommen wollen, ohne sich bei jeder Frage vor den Monitor setzen zu müssen.

Kurzum: Es gab keine Möglichkeit ihm den Einstieg mit bestehenden D&D4 Spielern zu ermöglichen.

Jetzt steht die Frage im Raum: Welche Antworten hat Wizards of the Coast für die erfahrenen Rollenspieler, die ein Interesse an D&D4 zeigen, aber nicht wie Vorschulkinder behandelt werden möchten?

Wir hatten keine. Aber wir konnten ihm unsere Grundbücher leihen.

Mittwoch, 18. August 2010

D&D4 Essentials Kriege

Ich hab mich von einem D&D4 Essentials Kommentar gedrückt, es gibt ohnehin zu viele. Aber mich stört es, wenn grundlegende Dinge bei der Diskussion ausser Acht gelassen werden.


"Krieg – die Essenz

Der Krieg ist die Angst der Kleinen
und die Gleichgültigkeit der Großen.
- Nico Szaba"

Die Geschichte des Rollenspiels ist eine konflikträchtige. Sie erzählt von großen Legenden und grausigen Schrecken, als Drachenlanzen und goldene Regelbücher aufeinander trafen und Riesen wie Arneson und Gygax über die Erde wandelten. Und die Legionen der Rollenspieler traten ein für alles, was ihnen lieb und teuer war, für die Fairness, die Herausforderung und die Spielfreiheit.

Gemeinsam haben wir das Joch des phantastischen Realismus überwunden, haben die Maskerade der Märchenerzähler gelüftet. Wir haben im Krieg der großen Drei gekämpft und danach den Aufstand der Indie-aner Rücken an Rücken über uns ergehen lassen. Und als der eiserne Marsch des ARS das flamewar versengte Rollenspielfeld erzittern ließ, haben wir uns nicht unterkriegen lassen. Nun hat sich der Rauch der Retroklonkriege noch nicht ganz verzogen und unzählige Designleichen auf dem Felde zurück gelassen, da droht schon ein neuer Konflikt, ganz anderer Natur.
Es herrscht Bürgerkrieg!
Es heisst nicht mehr länger wir gegen DIE, sondern Rollenspieler gegen Rollenspieler, Bruder gegen Bruder wendet sich gegeneinander.

Im Zentrum dieses Geschehens stehen die Dungeons&Dragons Essentials , die neue Produktreihe von Wizards of the Coast zur 4. Edition von D&D. Die Essentials sind als Einstieg für Neueinsteiger zu verstehen, wobei die erste Box (ja, es gibt keine dicken Regelbücher mehr) bereits alles enthält, was man zum Spielen benötigt. Zumindest für eine kurze Zeit. Über 10 Produkte hinweg werden die Anfänger häppchenweise zu Zitat "Pros" trainiert. Die Annahme der Designer ist, wenn sie das Spiel vereinfachen, würde es zugänglicher sein. Nun, D&D4 hat Potential zur Verschlankung, ohne Frage, ist aber im Grunde leicht zu verstehen. Wer sich den Inhalt der Box anschaut, sieht jedoch, daß es eher darum geht Inhalt zu streichen (bzw. Auf viele Produkte zu verteilen). Ein Anfänger sei also weniger überfordert wenn er nur noch 4 Klassen zu Auswahl hat anstatt 8+.
Na, wenn WotC jemanden mit so viel Geduld findet, wünsche ich Ihnen viel Glück dabei.

Doch die Essentials sind mehr als Funken zu verstehen, der das Pulverfaß der unterschiedlichen D&D4 Lager zu zerreißen droht. Denn für diejenigen, die bereits D&D4 spielen, wird es immer schwerer "up to date" zu bleiben. In den Essentials finden sich alle Veränderungen (sog. "Updates") ein, die bis dato erschienen sind. Parallel dazu erscheint ein "Rules Compendium", das all diese Regeln enthält. Es finden sich gar neue Optionen, die nur in den Essentials zu finden sind um D&D4 "Veteranen" zu ködern, manipulierend angefixt durch das rote nostalgische Design der Box (die ironischerweise in späteren Auflagen angepasst wird). Die Alternative, die uns von offizieller Seite zur Verfügung gestellt wird ist: Ihr müsst es ja nicht spielen.
Na, danke auch!
Währendessen zerpfücken sich die Spieler gegenseitig darüber, ob die Essentials nun eine neue Edition sind oder nicht. Dabei ist es im Grunde doch völlig egal nach welchen Regelvarianten gespielt wird so lange sie funktionieren. Ganz ehrlich, mir ist es wurscht, ob die Magic Missile automatischen Maximalschaden erhält oder gewürfelt werden muss. WotC hätte die Magic Missile auch streichen können, das ist egal, so lange das Spiel im Kern noch D&D bleibt.
Ich will nur, daß es FESTGELEGT ist.

Wichtig zu verstehen ist, daß es nicht um die Essentials geht. Es geht auch nicht ums Erratieren. Errata sind eine gute Sache, Fehler müssen ausgebügelt werden. Auch wenn mir ein von vornherein stringentes, durchdachtes, funktonierendes Regelsystem lieber wäre, darf man einem RPG Designer offenbar so viel Kompetenz nicht mehr abverlangen. Es geht nicht einmal um Editionssprünge, wenn ein System dadurch nach Vorne gebracht wird. Sei's drum.
Es geht vielmehr um die zwanghafte, sinnfreie Veränderung der Veränderung wegen, um Spieler dazu zu bewegen, immer am Ball zu bleiben. Wären die Essentials wirklich ein echtes 4.5 würde ich es begrüßen!
Eine Rollenspielrunde ist ein sehr fragiles Konstrukt, da es in der Vorstellung der Spieler geschieht. Und die ist normalerweise nur einem selbst vorbehalten. Diese nun zu synchronisieren, so daß die Spieler auf einer Welle miteinander Spass haben können macht RPG zu einem der schwierigsten Spiele überhaupt und scheitert öfters als das es funktioniert. Ein solides, konstantes Regelsystem kann dabei helfen die Runde zusammen zu halten. Nur, wenn sich dieses alle paar Wochen ändert, wird es selber zum Unsicherheitsfaktor.
Im Grunde provoziert jedes größere Update die Spaltung einzelner Gruppen von D&D Spielern und das schadet dem Rollenspiel als Ganzes. Wer spielt mit wem nach welchen Regeln, wer weiss das schon noch? Das das Argument "Ihr müsst die Änderungen ja nicht benutzen" in der Realität keine Bedeutung hat, lässt sich leicht erahnen (es sei denn die meisten Spieler spielen die unveränderte 1.Auflage, eine naive Annahme – Ich tue das übrigens soweit das möglich ist).
Auch wenn mir da sicher viele widersprechen, habe ich das in D&D 3.5 nicht so ausufernd erlebt.

D&D läuft seinen eigenen Spielern davon. Gerade denen, die ihr Hobby nicht als Arbeitswoche betreiben können, sondern schnell und unkompliziert und ohne viel Aufwand Rollenspiel spielen wollen. Dafür eignete sich D&D4 mehr als die beiden Vorgänger.
Ohne D&D Insider Account artet es nun regelrecht in Arbeit aus auf dem neuesten Stand zu bleiben und ich unterstelle darin Absicht. Und spätestens hier verliert sich das Argument der Einsteigerfreundlichkeit im Versuch Abhängigkeit beim Kunden zu erzeugen. Nicht mitzumachen artet spätestens dann in Problemen aus, wenn man sich Strategieguides im Internet durchlesen will oder sich lediglich mit anderen Spielern unterhalten will (ausser über das Thema 4.0 vs 4.5). Nicht zu vergessen bezieht sich Spielweltmaterial auch immer auf die bis dato aktuellste Version.
Mein D&D4 verhält sich nun so wie mein PC, es ist veraltet, bevor ich es nach Hause gebracht habe, und das kanns für ein langsames Hobby wie Rollenspiel einfach nicht sein. Ich will irgendwann auch mal spielen und mich nicht durchgehend mit Regelupdates beschäftigen. Und die Aussicht zurück zu hängen ist nicht sehr verlockend. Der Mangel an Fanmaterial zur 4. Edition bislang - und ich bin ein begeisteter Bastler wer die vorherigen D&D4 Beiträge las - könnte sich auch daraus ergeben. Für welche Regeln sollte man auch etwas basteln, so daß es andere Spieler nutzen können? Auch dies kann Intention sein.

WotC wäre gut beraten das starke Fundament von D&D4 auszubauen, anstatt es jede Woche neu zu erfinden. Was bleibt nach dem Metapher geschwängerten, überlangen Text? Was können wir überhaupt tun? WotC hat die D&D4 Spieler gegeneinander aufgebracht und diese zählen schliesslich zu den zähesten D&D Fans.
Gratulation!
Doch WotC ist es, gegen die wir uns stellen müssten. Streiten wir uns nicht über Magic Missiles oder Monsterschaden, sondern zeigen wir, daß nicht repariert werden muss, was nicht kaputt ist. Was D&D noch zusammenhält ist die Druckware, nicht die PDFs oder die Online Accounts. Sie stellen eine stabile Basis zum kreativen Austausch dar. Ich sage es nur ungern, aber das kommende Compendium KANN so ein neuer Haltepunkt sein. Beenden wir den Bürgerkrieg, gehen um des Friedens Willen einen Schritt entgegen und schliessen uns mit dem Compendium dieser neuen Basis an und abgesehen von echten Fehlerkorrekturen GILT dieser Regelfixpunkt dann, damit wir uns endlich wieder miteinander verständen können. Wir zusammen sind doch nicht so dumm, uns von WotC mit fadenscheinigen Argumenten vorführen zu lassen. Man muss nicht jeden Zahlendreher mitmachen, denn an eines müssen WotC scheinbar erinnert werden:
Zur Not können WIR auch OHNE sie D&D spielen!