Samstag, 29. Januar 2011

RPG und die Presse

Als mir letzten Mittwoch die "Mein Hobby" Beilage aus unserer Tageszeitung entgegengefallen ist, hatte ich schon eine Ahnung, was ich darin finden würde. Unsere Stadt ist sehr RPG offen. Es gibt zwei große RPG Vereine, den jährlichen Morpheus Con und Aufritte auf der jährlichen Herner Spielemesse und Essener Spielemesse. Ich blätterte auf die letzte Seite und fand den Artikel über P&P Rollenspiele, der sofort eingescannt wurde. Den gleichen Artikel, den sie seit 10 Jahren voneinander abschreiben und drucken lassen.

http://img535.imageshack.us/img535/8977/zeitungh.jpg

Einige Dinge störten mich an dem Platzfüller. Immer noch wird das P&P als Gegenkultur dargestellt. Entweder spielt man Computer oder man spielt P&P. P&P ist immer das alte, verbrauchte, rückständige.
Ich weiss nicht, wie es dem Rest der Spielerschaft geht, aber ich komme sehr gut damit klar P&P UND PC Spiele zu spielen.

Das es neben der erwähnten treuen Spielerschaft eine Menge aktiver Rollenspieler im Internet gibt, die gemeinsam etwas modernes bewegen oder als kleine Indiefirmen hochqualitative Produkte reissen. Das sich das RPG über sich selbst Gedanken macht, sich ständig modernisiert und vorranschreitet. Das große Firmen wie WotC massiv Gebrauch von den modernen, elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten machen. Das es mehr gibt als "Das schwarze Auge und Midgard" und, sage und schreibe, weit mehr als 50 Rollenspiele (was eine lächerlicher Untertreibung ist). Davon kein Wort.
Die übliche, schlampige Nichtrecherche auf dem Stand von 1996.

Mir zeigt das entweder, daß solche zahlreichen Berichterstatter null Einblick in das Hobby haben. Oder daß ich mir die ganzen positiven Bewegungen jenseits von fest gesessenen DSA Runden alle nur einbilde.

Welche gut recherschierten Rollenspielberichterstattungen gibt es?
Ihr könnt darüber auch im neuen RSP-Blogs Forum diskutieren

Donnerstag, 20. Januar 2011

You're a mean one, Mr.F. (auf ins neue Jahrzehnt)

In diesem Jahrzehnt soll ja alles ganz anders werden.
Aber erstmal geht es so weiter wie immer.

Ich frage mich ja die ganzen Jahre hindurch warum wir uns beim erfüllten RPG Spass selber im Weg stehen. Eigentlich jeder in meinen Runden, und ich vorneweg, findet über kurz oder lang in einem gespielten System etwas so übel, so mies designt, hinderlich oder einfach nur einen anderen Geschmack ansprechend, daß es mit fortschreitender Spieldauer immer schwieriger wird damit Spass zu haben. Es gärt so lange bis einem die Galle hochkommt, weil man den verklärten Traum eines sauberen Regelwerks mit der Realität vergleicht. Anstatt zu spielen wohlgemerkt. Ich kann das inzwischen sogar mitteln. Ungefähr 6 Monate dauert das. Diese Unzulänglichkeiten sind häufig ohne massive Hausregeloperationen am offenen Systemherzen auch schwer zu beheben. Das es dann haufenweise Internetweise gibt, die einem die Zugunglücke von Rollenspielsystem für das Beste seit geschnitten Brot verkaufen wollen, hebt natürlich nicht die Stimmung gegenüber der Spielerschaft.
Die Ansprüche an fest definierte, zuverlässige, gut gemachte Regeln sind bei uns also so hoch oder sagen wir so speziell - und ich möchte behaupten, daß ich sehr aufgeklärte Runden habe - daß das System irgendwann weg muss.
Ja, wenn das mal so einfach wäre. Es steckt Zeit darin, Lernaufwand. Es steckt Geld darin. Und nicht zuletzt Eingewöhnung und erspielte, hochgezüchtete Charaktere. Sowas kann man nicht einfach über Bord werfen.

Das haben wir natürlich trotzdem gemacht. Mindestens sieben Mal. Aber nie hat ein System danach die Ansprüche für alle gleichermaßen erfüllen können. Mittlerweile scheuen wir Wechsel und ziehen die trägen Esel von Spielsystemen hinter uns her. Das zehrt natürlich gewaltig an den kreativen Batterien, denn Regelsysteme sollen ja unterstützen.

Jeder mit dem ich im Internet rede (per PN oder in Foren) erklärt das für bekloppt oder seltsam. Wie kann man bei Systemen so lange bleiben, die man offensichtlich scheisse findet? Einer meiner Mitspieler meinte, er habe wohl eine masochistische Ader. Ich sage dann meistens, daß es keine brauchbaren Alternativen gibt, wohin also wechseln? Dann kommt, wie heute Nachmittag, jemand und sagt: "Na dann baut doch was Eigenes. Ist sowieso am Besten. Haben wir auch gemacht".
Dann sage ich: Nee, das geht nicht, weil das entweder ein Projekt eines einzelnen ist, wodurch das Problem bestehen bleibt, daß es nicht jeder mag. Oder jeder macht mit, wodurch es ein fauler Kompromis wird. Rollenspieler sind zu unterschiedlich.
Und ausserdem hat sowieso jeder von uns schon mal ein eigenes Rollenspiel geschrieben. Selbstredend. Aber professionelle Spieledesigner sind wir ja auch nicht. Und einfach sagen: '"gut , dann sind wir eben wieder mit weniger zufrieden'" geht ja ebenso wenig. Fürs Vergessen sind wir dann doch noch zu jung. Ja, auch Back to teh rootz haben wir versucht.

Es ist schon eine verfahrene Angelegenheit. So lange das Hobby ein Spielplatz für Freizeitbastler und Möchtegerndesigner ist werden wir wohl kein zufriedenstellendes Regelsystem finden. Und die wenigen professionellen Rollenspiele die sich aus der Masse heben, und die gibt es, erfüllen leider nicht den Geschmack meiner zwei Runden. Das andere Problem sind die Trends. Erst werden einem jahrelang obskure Indiesysteme um die Ohren geknallt. Dann hagelt es OldSchool D&D Klone. Aber kein Gedanke wird zuende gebracht. Danke, ich brauche nur EIN gutes System von jeder Sorte und keine Systemstudien.
Da frage ich mich schon, ob es zu viel verlangt ist für jedes Genre und jeden Spielstil ein paar wenige hervorragend designte Rollenspiele zur Verfügung zu haben. Oder ob die Rollenspielindustrie sich von den Ansprüchen der Kunden einfach hat komplett abhängen lassen. So als würden nur gelbe Autos verkauft werden. Die meisten ohne Motor. Oder ob ich in absoluten Ausnahmerunden sitze, die einfach durch das Kundenraster fallen. Jedenfalls fällt es uns schwer noch Spass an Systemen zu haben, die so wirken wie ein Erstversuch von 1984, und die Optionen schwinden zunehmends.
Früher war man noch begeistert von den neuen RPGs, da waren die Autoren etwas wert. Heute weiss sowieso jeder selber alles besser. Da müssen die Regelsysteme einfach mehr bieten.

Trotzdem ein erfolgreiches neues Jahrzehnt und viel Erfolg, Rollenspielhobby!
Nicht einschlafen.