Mittwoch, 9. Oktober 2013

Mit Battlemap auf Abwegen

Der September-Karneval der RSP-Blogs zum Thema "Battlemap-Alternativen für Battlemap-Muffel" ist vorüber und ich habe gespannt zugeschaut ... und zugelesen ... und ein wenig zugehört, ohne selbst etwas beizutragen. Da all mein Tun im Hobby und in diesem Blog schlussendlich darauf abzielen wird, sich in Zukunft von einer Kartennutzung (Battlemap, Skizzen, Zonen, "Range Bands") zu trennen und das Rollenspiel in den Bereich zu hieven, in den er hingehört - nämlich in die Köpfe der Mitspieler – will ich mich naträglich noch dazu äußern.

Das Karnevalsthema forderte explizit Alternativen für eine Battlemap ein. Das bedeutet: einen gleichwertigen Ersatz. Ich sage selten, dass etwas unmöglich ist, aber nach jahrelangem Suchen, Recherchieren, Basteln, Entwickeln und Diskutieren sehe ich zurzeit keinerlei Möglichkeiten, das zu bewerkstelligen. Dementsprechend unergiebig war dann auch die Ausbeute des Karnevals. Vielleicht sehe ich den Begriff "Alternative" aber auch zu eng.
Der Nutzen einer Battlemap ist offenkundig und sie stellt das optimale Werkzeug dar in dem, was sie erreichen will, nämlich die möglichst genaue Verortung von Objekten.

Ich gestehe, dass ich Out-time-Kartendarstellungen (also auf Spielerbene) nie sonderlich mochte (aber ich LIEBE In-time Karten). Sie können das Spiel bis hin zum Stillstand verlangsamen, sie verleiten Mitspieler zu Charakter übergeordneten Überlegungen, z.B. das Einbeziehen von Widersachern, die sich hinter einer Häuserecke befinden. Es gehen Spielweltdetails verloren, wie Blogger Andreas(SG) hier erläutert. Sie können eine dramatische Situation zunichte machen, weil einem zwei Zentimeter Bewegungsreichweite fehlen und vieles mehr.
Hier stelle ich die Frage, warum es Spieler gibt, die all das einer Battlemapnutzung unterordnen:

Was will man mit dieser Verortung eigentlich erreichen? 

Da sehe ich folgende Gründe:

- Man will Missverständnisse im Spiel unterbinden. Das ist meines Erachtens das vorrangige Ziel einer Battlemap. Verbal lassen sich nur eine begrenzte Anzahl an räumlichen Details kommunizieren und abspeichern. Schnell passiert es, dass ein Spieler alles spiegelverkehrt sieht oder die falsche Anzahl von Widersachern im Kopf hat und Ähnliches. Das kann zu langen Diskussionen und einem frustrierenden Spielabend führen. Eine Battlemap räumt hier mit vielen Missverständnissen (aber nicht allen, z.B. in der dritten Dimension) auf.

- Man will das Spielerlebnis realitätsnaher darstellen im Sinne der Spielweltrealität. Es ist selbstredend erst einmal "realistischer", wenn ich eine Spielfigur auf einen Meter genau (oder Zentimter, oder Millimeter?...) plazieren kann, als wenn er in einem hypothetischen Teilchennebel schwebt, der sich erst durch das "Hinschauen" beim Beschreiben manifestiert und sich danach sofort wieder verflüchtigt. Es ist nichts anderes als eine Modellierung, ein gradueller Vorgang, an dessen Ende die vollständige Nachbildung der Spielwelt steht. Die Battlemap transportiert hier eine Art primitiver Vorstufe dieses Erlebnisses.

- Man will bindende Konsequenzen der Spielerentscheidungen. Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, da er am Fundament des Rollenspieles gräbt: Der Selbstbestimmung des Spielers über seinen Charakter. Lässt sich die räumliche Darstellung nicht mehr bindend festlegen, so sind auch ALLE anderen, taktischen Entscheidungen, die der Spieler auf dieser Grundlage trifft (zu welchem Ort bewege ich meinen Charakter mit welcher Motivation, um was zu tun?) auch nicht mehr bindend für alle anderen Mitspieler oder einem selbst. Ist ein verletzter Kamerad noch rechtzeitig erreichbar? Dann rede ich einfach lange genug auf meinen Spielleiter ein, bis er mir erlaubt, dort anzukommen. War der Notausgang links? Ist doch egal, wenn ich es gerade brauche, dann setze ich ihn einfach neben meinen Charakter, vielleicht merkt es ja keiner.
Die Battlemap verschafft dem Rollenspiel hier in gewisser Weise also zu seiner Bestimmung.

Und letzteres ist mein vorrangiger Grund, warum ich mich genötigt sehe, eine Karte in irgendeiner Form zu benutzen. Weil ansonsten die Gefahr besteht, dass man das aus den Augen verliert, was Rollenspiel eigentlich ausmacht, nämlich Entscheidungen und Konsequenzen. Könnte ich es durch etwas ersetzen, was mich nicht nötigt, unzählige Figuren und Skizzen auf dem (viel zu kleinen) Spieltisch auszubreiten, was meine Mitspieler nicht für 1, 2, 3 Stunden am Stück grübelnd gebeugt über der Tischplatte hängen lässt, ohne auch nur einen Zentimeter (no pun intended) im Abenteuer vorwärts zu kommen - ich würde es sofort tun.

Diskutiert mit uns darüber im RSP-Blogs Forum
http://forum.rsp-blogs.de/diskussion-und-kommentare/(hoch-ist-gut)-mit-battlemap-auf-abwegen/

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